Johanna-Ruß-Schule · Numbachstraße 3 · 57072 Siegen · 0271-23313 · www.förderschule-siegen.de

Aktuelles
Terminkalender
Wochenpost
Speiseplan
Archiv
Meinungen?

Kontakt / Info

Schulprofil:
Schule
Waldorfpädagogik
Therapien
Sozialgestalt
Mitarbeit
Sonstiges

Suche  🔍

vorherige Wochenpost Wochenpost-Hauptseite nächste Wochenpost

(:template each :)

Wochenpost 48
Freitag, 5. Mai 2023
Johanna-Ruß-Schule, Siegen
0271-23313 • www.foerderschule-siegen.de

Liebe Eltern, liebe Mitarbeitende, liebe Interessierte,

die Johanna-Ruß-Schule steht vor einer deutlichen Zäsur. Wir sehen dies als Chance, uns auf das zu besinnen, was wesentlich für unsere Arbeit ist: Die Förderung und Begleitung unserer Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage einer den Menschen zugewandten Weltsicht, der Anthroposophie.

Um unsere Situation und die anstehenden Maßnahmen zu erklären, fassen wir die zurückliegenden Monate und Jahre kurz zusammen:

1. Frühe Corona-Zeit

In der Corona-Zeit gab es auch an unserer Schule Verunsicherung über den richtigen Umgang mit Maskenpflicht, Abstandsgebot und der Schließung von Einrichtungen. Dies war und ist verständlich. Nichtsdestoweniger waren wir als Schulträger klipp und klar verpflichtet, die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen. Leider wurde dies nicht von allen Mitarbeitenden so gesehen und so wurden teilweise Maßnahmen nicht oder unzureichend umgesetzt. Dies hat eine empfindliche Störung des konstruktiven Miteinanders ausgelöst.

2. Späte Corona-Zeit

Die Auseinandersetzung um die Corona-Maßnahmen hat dazu geführt, dass Teile unserer Mitarbeiterschaft zunehmend radikale Positionen gegenüber dem Staat und seinen Repräsentanten bezogen haben. So wurde im schulischen Kontext die Bemerkung gemacht: „Wir sind erst dann frei, wenn die da oben alle im Knast sind.“ Es wurde im Kollegium von Demonstrationen gegen die Maßnahmen berichtet und über die Schulhomepage zur Teilnahme an Demonstrationen aufgerufen, die von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus als problematisch eingeordnet wurden. Es ist völlig klar, dass dies für einen Schulträger, der Teil des öffentlichen Bildungswesens sein möchte, nicht akzeptabel ist.

3. Post-Corona

Im Lauf der Pandemie wurde darüber hinaus zunehmend in den Fokus gerückt, wie das richtige Verhältnis „der Anthroposophie“ zu den Corona-Maßnahmen sei. In dieser Auseinandersetzung haben sich Vertreter:innen der Waldorfbewegung klar und deutlich gegen eine Instrumentalisierung der Anthroposophie durch demokratiefeindliche und rechtsextreme Kräfte ausgesprochen. Namentlich distanzierten sich die entsprechenden Personen und Institutionen u.a. von Caroline Sommerfeld-Lethen, einer Aktivistin in der rechtsextremen identitären Bewegung, die anthroposophische Positionen für sich in Anspruch nimmt. Dies hat dazu geführt, dass sich Personen auch aus unserem Kollegium dafür ausgesprochen haben, innerhalb der anthroposophischen Bewegung den Zusammenhalt zu suchen. Gemeint war: Rechtsextreme Positionen wie die von Sommerfeld -Lethen sollten in der anthroposophischen und Waldorf-Bewegung salonfähig gemacht werden. Hier haben wir als Vorstandsmitglieder des Förder- und Schulvereins der JRS ein großes Stoppschild gehoben: Wer, wie Sommerfeld-Lethen, rassistische und völkische Positionen vertritt, begibt sich in die unmittelbare Nähe der NS-Ideologie und ihrer menschenverachtenden Behauptung von lebenswertem und nicht lebenswertem Leben. Solche Positionen dürfen nicht relativiert werden – erst Recht nicht von Lehrerinnen oder Lehrern der JRS.

4. Kündigungen

Damalige Lehrkräfte unserer Schule haben den „Aufruf zum Zusammenhalt in der anthroposophischen Bewegung“ unterschrieben. Ihre Unterstützung war und ist teilweise noch öffentlich im Internet einsehbar und kann mit unserer Schule in Verbindung gebracht werden. Das wollen und können wir nicht akzeptieren. Selbstverständlich haben wir die entsprechenden Lehrkräfte vor dem Ausspruch arbeitsrechtlicher Sanktionen um Stellungnahme gebeten. Dennoch wurde uns vorgeworfen, sachlich falsch und demokratisch nicht legitimiert zu handeln. Diesen Vorwurf weisen wir klar zurück.

5. Long Covid

Im Zuge der Auseinandersetzungen an unserer Schule wurde auch der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) als Dachverband aller Waldorfschulen in Deutschland auf uns aufmerksam. Nachdem sich der Vorstand des BdFWS auch durch einen persönlichen Besuch ein Bild von unseren Verhältnissen gemacht hat, hat er das Ausschlussverfahren aus dem BdFWS eröffnet. Der Ausschluss bedeutet, dass wir keine Waldorfschule mehr sind, in den Zusammenhängen der Waldorfschulen nicht mitarbeiten können und uns auch nicht Waldorfschule nennen dürfen. Uns wurde eine Frist bis zum 31.7.2023 gesetzt, um zum einen die problematischen Entwicklungen in der Corona-Zeit aufzuarbeiten, zum anderen unsere Schulstrukturen so zu verändern, dass keine Schattenstrukturen entstehen können.

In diese zeitliche Situation fällt auch die bundesweit zur Kenntnis genommene Berichterstattung über unsere Schule, die wir zuallererst als Aufforderung begreifen, uns zu verbessern.

6. Aufbruch

Für uns war die Entscheidung klar: Wir wollen eine Waldorfschule bleiben. Wir können auch gar nicht anders, denn die Satzungen unserer Vereine sehen nur den Betrieb einer Waldorfschule vor. Deshalb haben wir uns daran gemacht, die Aufgaben zu erledigen, die uns der BdFWS mitgegeben hat.

Leider sind wir dabei auf erheblichen Widerstand insbesondere im Kollegium gestoßen. Unsere eigenen Versuche, in Mitarbeiter- und Elternversammlungen unsere Postion zu erläutern, wurden torpediert. Wir haben daraufhin die Hilfe eines externen Entwicklungsbegleiters in Anspruch genommen – auch hier wurde das Gespräch blockiert.

Wir sehen uns deshalb in der Verantwortung, das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen. Wir werden sowohl den Aufarbeitungs- und den Strukturreformprozess bis zum 31.7.2023 so weit abschließen, dass die Mitgliedschaft im BdFWS möglich bleibt.

Leider hat dies zur Folge, dass wir uns von weiteren Mitarbeitenden trennen, die unseren Weg nicht mitgehen wollen oder können. Selbstverständlich möchten wir trotzdem das schulische Angebot möglichst in vollem Umfang aufrechterhalten. Ob uns das gelingt, hängt auch davon ab, ob wir nun schnell in eine konstruktive Zusammenarbeit von Mitarbeitenden, Eltern und Schüler:innen im oben genannten Sinn kommen. Wir kommen diesbezüglich auf Sie zu.

Mit dem BdFWS und der Bezirksregierung sind wir bereits im Gespräch, um unsere Schritte bestmöglich abzustimmen.

Es wird nicht einfach, aber wir bedanken uns bei denen, die uns bisher unterstützt haben und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit allen, die sich mit uns auf den Weg machen!


mit Rahmen / zurück zum Seitenanfang (shift-alt-4) ohne Rahmen – zum Drucken