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Was ist Waldorfpädagogik?

„Lernen“ kann sich in der heutigen Gesellschaft nicht mehr nur auf Kindheit und Jugend beziehen. Man spricht von „lebenslangem Lernen“ und meint damit: die Schule ist nicht dafür da, den Heranwachsenden ein statisches, für alle Zeiten festgelegtes Wissen einzutrichtern. Sie soll vielmehr Grundlagen schaffen, mit denen der Mensch möglichst allseitig seine Fähigkeiten entfalten kann und sich im Leben bewähren kann.

Die Waldorfpädagogik war und ist eine Vorreiterin dieses Konzeptes. Schon Rudolf Steiner sagte: Das Leben selbst ist die Schule – die Waldorfschule nur eine „Vorschule“.

Deshalb wurde in der Waldorfschule schon immer ganzheitlich „Kopf, Herz und Hand“ angesprochen. Der Intellekt ist nur ein kleiner Teil des Menschen. Was mit dem Willen und mit dem Gefühl gelernt wird, wirkt tiefer und nachhaltiger als abfragbares Wissen. Welch wichtige Basis Kindheit und Jugend fürs ganze Leben sind, weiß man heute. Waldorfkindergärten und -schulen haben bereits seit 1919 ihre Methoden darauf eingestellt.

Das anthroposophische Menschenbild, um das die Lehrer einer Waldorfschule – selbst lebenslang Lernende – fortwährend ringen, gibt ihnen die Möglichkeit, auf tieferer Ebene erziehend auf die Kinder einzuwirken. Denn wenn man Bildung nicht ausschließlich als Vermittlung kognitiver Inhalte ansieht, muss man die Gesetzmäßigkeiten kennen, nach denen sich der Mensch auf den verschiedenen Ebenen – körperlich, seelisch und geistig – entwickelt. Rudolf Steiner hat dies in zukunftsweisender Form in der „Allgemeinen Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik“ dargelegt und zugleich Hinweise zur Entwicklung eines Lehrplanes gegeben. Die weltweite Waldorfbewegung hat daraus einen Lehrplan für die 12 Schuljahre der Waldorfschule sowie ein offenes, bewegliches System von pädagogischen Methoden entwickelt. Sowohl die Lehrinhalte als auch die Methoden haben das Ziel, für jedes individuelle Kind zu seiner Entwicklung zu einem gesunden, selbstbestimmten und glücklichen Menschen beizutragen.

Obwohl die Einzelelemente der Waldorfpädagogik ihren ganzen Sinn erst aus dem Gesamtsystem und vor dem Hintergrund der vom Lehrer verinnerlichten Menschenkunde entfalten, lassen sich einige wichtige Prinzipien nennen:

  • Klassenlehrer: Für das Kind ist die langjährig konstante Beziehung zum Klassenlehrer von enormer Wichtigkeit, insbesondere in der Zeit bis zur Pubertät. Waldorfpädagogik spricht von der „natürlichen Autorität“, die das Kind im Erwachsenen findet. Autorität in diesem Sinne hat nichts mit Zwang und Anpassung zu tun, sondern meint das Bedürfnis der Kinder, sich in der ästhetischen und moralischen Beurteilung der Welt, also mit seinen manchmal tief innerlich versteckten Fragen, was gut und böse, schön und hässlich ist, an den Erwachsenen anzulehnen. Um dies Vertrauensverhältnis zu ermöglichen, das eine wichtige Grundlage für alles Lernen ist, führt auch an der Johanna-Ruß-Schule der Klassenlehrer seine Klasse vom 1. bis zum 8. Schuljahr. Er unterrichtet seine Klasse in den wichtigsten Fächern („Hauptunterricht“) und begleitet sie durch den Schultag. Die Klassengemeinschaft selbst bleibt, ohne „Sitzenbleiben“, vom 1. bis zum 12. Schuljahr erhalten.
  • Epochen: Der Hauptunterricht, das ist der morgendliche erste Unterrichtsblock bis zum Frühstück um ca. 10 Uhr, ist ein Kernstück der Waldorfschule. Hier werden die wichtigsten Fächer unterrichtet: Formenzeichnen, Schreiben und Lesen, Rechnen, Naturkunde (Tier- und Pflanzenkunde), später auch Geschichte, Geographie, Chemie, Physik u.a. Wichtiger als die Fachbezeichnung ist aber das Epochenprinzip: Schon Steiner sah im „zerhackten“ Stundenplan, der das Kind über den Tag und über die Woche hin mit einer Vielzahl verschiedener Themen konfrontiert, etwas Ineffektives. Den Konzentrationsfähigkeiten von Kindern (und Erwachsenen!) entspricht eher, sich über längere Zeit mit einem Thema zu befassen. In den Zwischenphasen, wenn ein anderes Thema an der Reihe ist, darf und soll das Gelernte sogar vergessen werden, weil es dann beim späteren Wiederaufgreifen in verwandelter, verinnerlichter Form zur Verfügung steht. Auch hierin war Steiner Vorreiter, denn neuere Forschungen haben diese positive Funktion des Vergessens bestätigt und viele Schulen das Epochenprinzip übernommen. Meist dauert eine Epoche zwischen 3 und 6 Wochen. Oft strahlt eine Epoche auch auf die übrige Tageszeit aus, denn der Klassenlehrer verbringt, besonders in den unteren Klassen, viel Zeit in „seiner“ Klasse und hat entsprechende Gestaltungsfreiheit.
  • Dreiteilung des Unterrichts: Lernen in der Waldorfschule ist grundsätzlich Lernen mit Kopf, Herz und Gliedmaßen. Jeder Unterricht soll künstlerisch und lebendig sein, nicht weil es unbedingt allen Kindern Spaß macht, sondern weil es ihren tieferen Bedürfnissen entspricht. Darüber hinaus aber gibt es noch die Dreiteilung in „Rhythmischen Teil“, „Arbeitsteil“ und „Erzählteil“, in die der Hauptunterricht und auch viele Fachunterrichte gegliedert sind. „Rhythmischer Teil“ heißt, dass durch Bewegungs-, Sprach- und Sozialübungen zunächst die Aufmerksamkeit der Kinder geweckt wird, die Kinder ihren Körper, den Raum und die Klassenkameraden wach wahrnehmen. Im „Arbeitsteil“ wendet man sich dann dem eigentlichen Thema zu, hier braucht man Ruhe und Aufmerksamkeit. Dem Abklingenlassen des Erlebten und neu Gelernten dient dann der „Erzählteil“: Die Kinder lauschen der vom Lehrer frei erzählten Fortsetzungsgeschichte und kommen dabei zu tiefer Ruhe und „Ausatmung“.
  • Epochenhefte: An Waldorfschulen, zumindest bis zur mittleren Mittelstufe, gibt es traditionell kaum Schulbücher. An deren Stelle tritt das „Epochenheft“ als „selbstgemachtes Schulbuch“. Was darin steht, ist – in der Lerngemeinschaft und von jedem individuell – selbst erarbeitet und gestaltet worden.

Lesen Sie zu den Zielen und Methoden der Waldorfpädagogik auch das Gemeinsame Leitbild der deutschen Waldorfschulen, dem auch die Johanna-Ruß-Schule zugestimmt hat.

Literaturhinweise können im Rahmen dieses Schulprofils nicht gegeben werden. Dazu ist die Literatur zur Waldorfpädagogik und auch zur Sozialgestalt der Waldorfschule zu umfangreich. Stattdessen verweisen wir auf folgende Internetressourcen:


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