Mittelstufe: die Klassen 5 bis 8
Die Kinder entwickeln sich in diesen Jahren zu mehr Eigenständigkeit und werden unabhängiger vom Lehrer. Doch auch, wenn die Kinder und Jugendlichen jetzt mehr und kompliziertere Fragen an den Lehrer stellen, denen er sich nicht versperren darf, bleibt er (wie andere Erwachsene) noch die Instanz, an die sie sich zumindest unterbewusst vertrauensvoll anlehnen. Der Unterricht muss weiterhin eine künstlerische Atmosphäre haben. Insbesondere in den Klassen 5 und 6 soll z.B. in den naturkundlichen Fächern das Beobachten und Anschauen noch Vorrang haben. Erst ab der 7. Klasse sind die Jugendlichen zu einem wirklichen Verständnis von Kausalität in der Lage, so dass erst hier der herkömmliche Physik- und Geschichtsunterricht einsetzt.
Natürlich wird – entsprechend der Verschiedenheit unserer Kinder – im Laufe der Zeit immer mehr Differenzierung in den Unterricht eingebaut. Es bleibt aber in aller Regel dabei, dass sich die Klassen gemeinsam den Themen widmen und jeder es auf seine Art individuell erarbeitet.
Inhalte des Hauptunterrichts (Auswahl):

- Schreiben, Lesen, Deutsch: Jetzt ist die Zeit, dass sich bei den Kindern, die dazu in der Lage sind, eine wirkliche Schreib- und Lesefertigkeit entwickelt. Der kunstvolle Bau der Sprache wird weiter erforscht, Grammatik kann und soll lebendig werden. Mehr und mehr werden Aufsätze und (für den realen Alltag brauchbare) Briefe geschrieben.
- Rechnen: Fortsetzung und Festigung der Grundrechenarten. Bruchrechnen. Dezimalzahlen. Prozentrechnen.
- Geometrie: Nach der Übung im Formenzeichnen in der Unterstufe werden jetzt auch Zeichenwerkzeuge (Lineal, Dreieck, Zirkel) dazugenommen, denn es werden die exakten geometrischen Gesetzmäßigkeiten erforscht.
- Zeichnen: Das Zeichnen wird durch alle Klassen hindurch im Epochenheft gepflegt. In der 7. und 8. Klasse wird mit dem speziellen Hell-Dunkel-Zeichnen die räumliche Wiedergabe des Gesehenen geübt.
- Naturkunde: Weiterführung der Tierkunde mit Rückbezug auf den Menschen. Erste Pflanzenkunde, immer mit Beziehung zur geographischen Umgebung. Gesteinskunde.
- Menschenkunde: In der 7. und 8. Klasse wird die Ernährung und Gesundheit des Menschen, die Anatomie und die Geschlechtlichkeit des Menschen behandelt.
- Physik: Akustik, Optik, Wärmelehre, Mechanik, Magnetismus, Mechanik, Elektrizität. Wichtig ist in den naturkundlichen Fächern, dass wir von den erlebbaren Phänomenen ausgehen und entsprechend genaues Beobachten und Beschreiben üben.
- Chemie: [Dieser Textabschnitt fehlt noch]
- Geographie: Von der eigenen Region ausgehend, werden nach und nach die verschiedenen Gebiete der Welt betrachtet. Entscheidender Gesichtspunkt ist dabei das Raumgefühl und Interesse für das neben mir liegende. Steiner betrachtete den Geographieunterricht als förderlich für die Entwicklung von „Nächstenliebe“ – ein plausibler Gedanke in unserer globalierten Welt.
- Geschichte: Hier werden die alten Kulturen, das europäische Mittelalter und die Neuzeit bis zur Gegenwart behandelt.
Der Fächerkanon wird erweitert um:

- Turnen: An die Stelle des Spielturnens tritt (schon in der 4. Klasse) das „richtige“ Turnen, möglichst mit der Bothmer-Gymnastik als zentralem Element.
- Musik: In der Unterstufe hatte meistens der Klassenlehrer die Musik in seinen Hauptunterricht integriert. Jetzt übernimmt sie eine Fachlehrkraft. Einzelne Kinder erhalten auch Instrumentalunterricht.
- Holzwerken: Wir sind zwar von der ersten Klasse an viel mit den Kindern im Wald gewesen, haben dort Hütten gebaut und auch Stöcke geschnitzt. Jetzt aber beginnt der regelmäßige Holzwerkunterricht.
- Gartenbau: Dem spielerischen Gärtnern der ersten Klassen folgt jetzt der fachliche Gartenbau, in dem die Schüler Arbeitsmethoden erlernen und Verantwortung übernehmen. Im praktischen Tun setzen sich die Schüler mit der Bodenpflege, Aussaat, den Pflegearbeiten, der Ernte und Verarbeitung auseinander. Im Mittelpunkt steht immer die Pflanze und deren Bezug zum Menschen.
- Hauswirtschaft: Auch gekocht und gebacken haben wir bereits in der Unterstufe. In der 8. Klasse kommt, begleitend zur Ernährungslehre, ein planmäßiger Kochunterricht dazu.
In den Fachunterrichten, wo viel Hilfe durch den Lehrer bzw. den Klassenhelfer erforderlich ist, werden die Klassen meist geteilt, so dass ca. 5 Kinder in einer Gruppe sind.
Höhepunkte zum Abschluss der Klassenlehrerzeit sind
- die Jugendfeier (siehe unter „Unsere besondere Schule“), zu deren erstmaliger Feier (an einem Sonntag) auch Eltern und Verwandte eingeladen sind, und vor allem
- das Klassenspiel: In monatelanger Arbeit studiert die 8. Klasse ein Theaterstück ein. Alle Schüler, auch die schwerer behinderten, sind beteiligt. Die Vorbereitungen im Umfeld (Kostüme und Kulissen herstellen, Plakate drucken usw.) bieten eine Fülle von Lernmöglichkeiten und stärken die Gemeinschaftserfahrung. Auch die Eltern werden teilweise eingebunden.